Der #Vorschlaghammer Teil 2
Ein Vorschlag zum Teilabriss
Der Kanon des Guten
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Zurück zur Ausgangs-Frage: Ob die schöne Zukunft nun bald da ist, wird wohl eine Sache der Definition sein. Lassen Sie – ich sage hier „Sie“, denn ich bin ja fast schon ein gesetzter Herr und zudem kein Hippie – lassen Sie uns also eine Definitionsliste aufstellen: Was ist das Schlechte und was ist das Gute. Gemeinsam können wir dann Stichwort für Stichwort abhaken und kucken, ob die schöne Zukunft nun schon da ist oder noch nicht und warum.
Schauen Sie her: Ist das nicht alles weitgehend Konsens in Deutschland und zum Teil weit darüber hinaus? Leben wir jetzt also fast schon im Paradies? Sicher, ich höre schon die Rufe: „Dochdoch, da sind doch ganz viele Nazis.“ Aber hier geht es um Zielvorstellungen, das, was als gesellschaftlicher Konsens akzeptabel ist. (Hände hoch, wer für Rassismus ist.)
- Nazis. Klar. Unbedingt: schlecht. Und überhaupt alle Rechten. Die Guten sind ja immer die Linken gewesen. Sonst hätte es doch auch die Demos nicht gegeben.
- Propaganda. Das ist ja wohl rechts. Die Bösen sind doch immer die mit den verlogenen Absichten. Das sagen die natürlich nicht so offen, dann würde schließlich jeder gleich sehen, wie mies die sind. Dafür die Propaganda.
- Sexismus. Voll scheiße. Besonders für Frauen.
- Bullen. Schlecht. Das war nämlich nicht nett, in sonem Polizei-Kessel. Was hatten die überhaupt in Kreuzberg zu suchen?
- Recht und Ordnung. Na das ist doch wohl eher schlecht, oder? Haben das nicht die Nazis erfunden? (Zumal da schon „Rechts“ drinsteht.) Die wollen uns doch nur registrieren und gängeln. Gesetze und Rechtsprechung legen sie sich dann so, wie sie es gerade brauchen. Ich habe mir damals nicht so viele Gedanken über sowas gemacht. Aber die meisten waren doch mehr für „Bunte Republik Deutschland“ und so, jeder kann machen was er will, Anarchie und so.
- Rassismus. Fuck off.
- Toleranz. Hm. Da müssen wir noch drüber reden. Kommt schon drauf an, für wen. Toleranz für Nazis oder Bullen soll ja nicht so gut sein. Ich habe damals auch ganz gerne Hippies verarscht. Na gut. Kucken wir.
- Nationalismus und Imperialismus. Das ist praktisch das gleiche wie Nazis, zusammen mit Krieg und Bullen. Schlecht. No way.
- Autoritäre Obrigkeiten, totalitäre Staaten. Absolut: schlecht. Okay, da wären wir allerdings schon wieder bei den Nazis. Also weiter.
- Kapitalismus. Voll daneben. Arme Leute ausbeuten, um selber im Geld zu schwimmen. Ich glaub es hackt.
- Krieg. Brauchen wir darüber reden? Natürlich: schlecht.
- Umweltzerstörung und AKWs. Schlecht. Kommt ja auch irgendwie von Rechten, zusammen mit Kapitalisten. Und wie soll es denn auch eine schöne Zukunft geben, wenn die Welt nicht mehr da ist?
- Religionsfreiheit. Gut. Jaja, dochdoch. Unsere Übungsräume waren meist in Kirchen. Die waren voll nett da (wenngleich Hippies). Aber niemand wurde gezwungen, in diese oder jene Kirche einzutreten. So muss das sein. Andererseits heißt es doch immer, die Kirchenleute seien meist Rechte, also fast wie Nazis? Erfordert nähere Untersuchung.
- Spießer. Das sind die ohne Grund. Sie haben keine Argumente und hassen nur so aus dem Bauch raus. Schlecht.
- Homosexualität. Öhm… War mir eigentlich immer egal. Ich bin nicht schwul. Oder gehört das zu Sexismus? Aber scheint ja ein großes Thema zu sein. Also gut: gut. Kann doch jeder machen wie er will.
- Deutschland. Äh…
So, ich hoffe das ist nun ein vollständige Liste der Kriterien für eine schöne Zukunft. Damit wollen wir demnächst mal Punkt für Punkt sehen, wie weit wir im Einzelnen heute gekommen sind. (Vorschläge willkommen. Ist ja vieles noch gar nicht geschrieben hier.)
Eine letzte Vorab-Antwort sei noch gegeben: Diese Text-Reihe wirbt für eine liberale Gesellschaft und die Demokratie. Beides steht nicht im obigen Kanon. Es steht nicht zur Diskussion. Wie Demokratie praktisch funktionieren kann, erfordert dennoch nähere Betrachtung. Sie bekommt deshalb irgendwann ein eigenes Nachwort. Die Freiheit dagegen, ein möglichst großes Stück davon für jeden, und wieviel vom großen Freiheitskuchen jeder abbekommen könnte, das finden Sie zuvor überall in den „Stichwörtern“ des Kanons.